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Von Santiago nach Puerto Montt |
Von Puerto Montt nach Ushuaia |
Von Ushuaia nach
Bariloche |
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Nun sollte es wieder in
einsamere Gegenden gehen. Zuerst bewunderten wir die Fjorlandschaft Chiles und konnten dann ein paar Kilometer
sogar mit alten Freunden geniesen. Dann folgten wir der
Ruta 40 nach Süden und kamen so unserem
Ziel immer näher. Und plöttzlich standen wir
in Ushuaia.. |
Entlang der Fjorde nach Coihaique |
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Wir
verließen Puerto Montt auf der Ruta 7, die einige Kilometer
südlicher nur noch Carretera Austral genannt wird. Nur wenige Kilometer
hinter der Stadtgrenze verschwand der Asphalt, und die Piste schlängelte
sich entlang der Fjorde. Genau, Fjorde. Diese gibt es auch im fernen Chile, und
einige stehen denen in Norwegen um nichts nach. Eine Stunde Staubschlucken
später erreichten wir die erste Fähre. Wir waren in der absoluten
Nachsaison für diese Gegend unterwegs, und so war es kein Problem, ein
Plätzchen auf dem kleinen Schiff zu bekommen. Viel später hätten
wir hier auch nicht langfahren dürfen, denn nur eine Woche später
hätten wir schwimmen oder die Strecke über die Insel Chiloe nehmen
müssen. Wieder festen Boden unter den Füßen ging es weiter
über eine tolle Schotterstraße ins kleine Fährdorf Hornopieren.
Hier fanden wir Platz für unser Zelt bei einer netten Familie direkt am
Fähranleger. Wir waren etwas schwer in die Gänge gekommen, wie so oft
in letzter Zeit, und so war die Fähre für heute schon weg. Aber wir
sind ja auf Reisen und nicht auf der Flucht. Den nächsten Tag verbrachten
wir mit Relaxen in der Sonne. Am Nachmittag hieß es dann ab auf die
Fähre und 4 Stunden Schiffsfahrt durch die chilenische Fjordwelt
genießen. Es war herrlich. Wälder, schneebedeckte Gipfel und
Delphine, welche uns ein Stück begleiteten.
Am Fähranleger in
Hornopieren |
Delphine beim Spiel mit
unserer Fähre |
Abends, es wurde schon dunkel und begann
zu regnen, legten wir mitten im nirgendwo an. Von hieraus ging die Straße
weiter nach Chaiten und Coihaique. Jedoch gab es ein Hotel und einen Zeltplatz.
Diesen steuerten wir gleich an und auf dem dazugehörigen Parkplatz, der
eigentliche Zeltplatz war nur über eine schmale Hängebrücke zu
erreichen, sahen wir ein altbekanntes Motorrad. Chris Bright hatte schon
Quartier bezogen. Nach dem Austausch der letzten Erlebnisse ging's ab in den
Schlafsack. Am nächsten Morgen immer noch Regen. Bis jetzt waren wir vom
Wetter verwöhnt worden, und wenn es mal mehr als nur ein paar Stunden
regnete, wurden wir schon leicht nervös. Aber es zog uns trotzdem weiter
gen Süden. Zu dritt fuhren wir die nächsten Tage nach Coihaique.
Diese Strecke war sehr ereignisreich. Wunderschöne Natur und eine gute
Piste machten das Wetter erträglich. Aber es litt die Konzentration bei
mir, und so führte ein großer Ast, der auf die Straße ragte,
fast zum Sturz. Er schlug bei etwa 60km/h in den Seitenkoffer ein. Aber wie
durch ein Wunder gab es nur einen kurzen Wackler mit dem Motorrad und nichts
weiter. Und auch die neue Benzinpumpe meldete sich wieder. Die Twin ging
plötzlich aus. Jedoch war nur meine nicht so professionelle
Stromverkablung daran schuld und damit kein wirkliches Problem. In Coihaique
waren wir vom Regen echt genervt und durchgefroren. Als wir das Hostal sahen,
welches uns von Reto und Carola empfohlen wurde, hob sich unsere Stimmung auf
einen Schlag. Eine spanisches Pärchen hatte sich einen Traum von Holzhaus
in die herrliche Natur gesetzt und von den reichlich Zimmern bekamen auch wir
eins ab. Eigentlich wollten wir dort zelten, aber bei dem Wetter?! Im
geräumigen Gemeinschaftsraum stand in der Mitte ein Holzofen, den wir
sogleich in Beschlag nahmen, um alle unsere nassen Sachen zu trocknen. Auch
Tini ihr Dauerzittern konnte der Ofen kurieren. Der nächste Tag wurde
spontan zum Ruhetag ausgerufen, was uns wirklich gut tat.
Auf der
Carretera Austral |
Unser Hostal in
Coihaique |
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Unterwegs mit Freunden |
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Als es
hieß, wieder aufzubrechen, machte sich bei Tini und mir spontane Faulheit
breit und Chris zog alleine weiter. Ein Grund für uns war auch, dass
demnächst Gary, Bente und Dag kommen müssten. Da sie nicht mehr weit
hinter uns waren. Alsbald folgte auch eine Mail, die ihr Erscheinen
ankündigte. Unser erster Abend zu fünft war eine tolle ausgelassene
Runde, den Ofen in unserer Mitte. Ja, Motorradfahrer sind sehr
wärmebedürftig. Wir schienen alle gut miteinander auszukommen und so
war es beschlossene Sache, dass es die nächsten Kilometer zu fünft
weiter ging. Die Carretera Austral führte uns weiter Richtung Süden.
In Puerto Murta am Ufer des Lago General Carrera beschlossen wir, uns mal was
zu gönnen. So mieteten wir für eine Nacht eine Hütte. Auch hier
verbrachten wir einen super lustigen Abend mit gutem Essen und reichlich
Cerveza, sowie Pisco. Dies ist ein Schnaps, der gut durchwärmt und
wirklich billig zu haben ist. Diesen Abend werden wir so schnell nicht
vergessen. Am westlichen Ende des Sees verließen wir die Carretera
Austral und folgten einer kleinen Piste nach Chile Chico. Hier verbrachten wir
unseren letzten Abend zu fünft, da Dag und Bente nicht die richtige Lust
verspürten, die berüchtigte Ruta 40 zu fahren. Gary, Tini und ich
wollten uns diesem Abenteuer jedoch stellen. So trennten sich kurz nach der
Grenze zu Argentinien unsere Wege, aber nicht, ohne ein Treffen in Ushuaia zu
vereinbaren. |
Geselliges
Nachtlager mit Freunden |
Kurz vor der
Argentinischen Grenze |
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Argentiniens Ruta 40 |
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Die Ruta
40 begrüßte uns mit recht einfach zu fahrendem Schotter und auch der
Wind war bei weitem nicht so, wie wir es von anderen Reisenden gehört
hatten. Was wir jedoch als Wind empfanden, war keiner!!! Zumindest behaupteten
dies die Einheimischen, und die müssen es ja wissen. So verstanden wir nun
auch die vielen Horrorgeschichten über diese Piste. Denn auch ohne Wind
war es schwer, auf ihr zu fahren. Die Argentinier bauen ihre Schotterpisten auf
eine für Motorradfahrer unfreundliche Art und Weise. Viel grober Split
wird verteilt und kaum verfestigt. So fahren die Autos Spuren aus, die fast
völlig ohne Steine sind, jedoch rechts und links davon türmen sich
Wälle aus Schotter. Dadurch heißt es kilometerlang immer in der Spur
zu bleiben und ja nicht nach recht oder links abzukommen. Bei unseren leichten
Winden um die 60 bis 100km/h war dies noch möglich, muss aber bei
patagonischen Standardwind mit über 120km/h die Hölle sein. Deshalb
ein guter Tipp, welchen die Heinheimischen bestätigen können: Der
März hat den wenigsten Wind und den besten Blick auf die beeindruckende
Bergwelt der Anden Patagoniens. Davon konnten wir uns auch bald
überzeugen, denn wir steuerten den Fitz Roy an. Ein unter Bergsteigern
beliebter Berg und auch für uns ein Augenschmaus. Die Piste dorthin ist
eine Nebenroute der Ruta 40, welche zwar kaum losen Schotter aufweist,
dafür gibt es viele in die Oberfläche eingefahrene Steine. Es war ein
furchtbares Geholper. Schon aus größerer Entfernung konnten wir den
Fitz Roy und das dazugehörige Bergmassiv bewundern. In El Chaiten, dem
Dorf am Fuße des Fitz Roy-Massives, nahmen wir uns ein Zimmer in einer
Jugendherberge. Den ganzen Abend verbrachten wir mit dem Fotografieren dieses
gigantischen Berges. Am nächsten Morgen tauchte hinter dem Fitz Roy ein
weiterer Berg auf, welcher für uns noch beeindruckender war. Es war der
Cerro Torre. Eine Felsnadel, die trotz der steilen Wände komplett vereist
ist und auf uns wie ein riesiger Geysir wirkte. Mit diesem Eindruck
verließen wir El Chaiten, und wir fuhren nach El Calafate sowie dem
Gletscher Perito Moreno. Der Perito Moreno ist ein Gletscherarm des gewaltigen
Capo de Hielo Sur (südliches Eisfeld), welches das größte
Gletschergebiet außerhalb der Polarzonen darstellt. Der Gletscher
beeindruckt durch seine Ausmaße. Das Eis ragt bis zu 70m aus dem See,
welchen er zuweilen in zwei Teile spaltet. Nach zwei Stunden Warten erlebten
wir dann das Schauspiel abbrechender Eismassen. Unter viel Getöse und mit
einer riesen Wasserfonthaine versanken gewaltige Eisblöcke im See, um dann
als Eisberg davonzutreiben. Einfach Wahnsinn. Dieses Schauspiel muss man
einfach gesehen haben.
Nachtlager
inklusive Windschutz in Patagonien |
Patagonische
Schotterstrasse |
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Fitz
Roy-Masiv mit Cerro Torre |
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Das Ziel rückt
näher |
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Und weiter
trugen uns endlos scheinende Schotterpisten unaufhörlich nach Süden.
Unser nächstes Ziel war der "Torres del Paine" NP. Dieses Felsmassiv
fasziniert durch seine Schroffheit. Leider hatten wir hier Pech mit dem Wetter,
und so gab es nicht viel davon zu sehen. Und auch unsere geplante Wanderung
viel buchstäblich ins Wasser. Aber man kann halt nicht alles haben.
Dennoch verbrachten wir dort einen schönen Abend zu dritt am Lagerfeuer
und die Piscoflasche kreiste, um uns auch von innen zu wärmen. Der Regen
blieb und wir zogen weiter. In Puerto Natales fanden wir ein nettes Hostal zu
unschlagbarem Preis. Es war schließlich Nachsaison, und so beinhaltete
der Preis neben einen Frühstück auch ein ausgiebiges Abendessen.
Solche Adressen scheinen sich unter Bikern herumzusprechen. So war auch schon
Chris, ein Schweizer mit einer DR600 als fahrbarem Untersatz, hier. Wo wir auch
hinkamen, die Schweizer waren schon da! Das kleine Völkchen bringt eine
Unmenge von Travellern hervor. Wie machen die das bloß? Chris war ein
netter und lustiger Geselle. So wurde das Zimmer von Gary zur Partyhöhle
und wir gingen sehr spät, bzw. früh zu Bett. Chris hatte viele
Anekdoten zu erzählen. Schließlich war er früher einer
derjenigen, über die wir uns nur wundern konnten. Ein Fahrradfahrer im
stürmischen Patagonien. Aber als er die Möglichkeit hatte, ein Mopped
zu kaufen, machte er seinem Heldendasein ein Ende. Für uns hieß es
nun noch mal Gas geben. Von Dag und Bente hatten wir per Mail erfahren, dass
sie in Ushuaia schon tüchtig am feiern waren. Da wollten wir
natürlich nicht fehlen. Also fuhren wir die Strecke von Puerto Natales
nach Ushuaia in 2 Tagen. Eigentlich beklopft, aber zu unserer Verteidigung kann
man sagen, so viel gab es auch nicht zu sehen. Überwiegend nur flaches
Land. Allerdings auch unsere schlimmste Fahrt auf einer Dreckpiste. Nein, sie
war nicht besonders schwer zu fahren. Man konnte schon ordentlich Gas geben,
vorrausgesetzt man sah was. Denn eingekeilt zwischen LKW's und PKW's ging die
Sicht leicht gegen Null. Solange Wind da war, war alles OK. Aber zwischen Rio
Grande und Ushuaia verließ uns auch die letzte leichte Brise. Jedoch war
es nicht möglich, aus der Fahrzeugumklammerung zu entkommen. Denn wir
waren uns nicht sicher, ob der 40-Tonner hinter uns mitbekommt, dass wir
anhalten. Das war uns bei 70km/h dann doch zu gefährlich. Und so ging es
im Blindflug weiter.
Blick auf die "Torres del Paine" |
Tini, Gary und
PISCO |
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Ushuaia |
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Nun
erreichten wir also Ushuaia. Von der südlichsten Stadt der Welt hatten wir
schon viel gehört. Aber keiner kann wahrscheinlich den Moment beschreiben,
wenn man nach etwa 41000km plötzlich am Ende der Welt steht. Und auch die
Einheimischen scheinen zu wissen, was man geleistet hat. So kamen uns zwei
Jugendliche entgegen und reckten den Daumen zum Zeichen der Anerkennung hoch.
Da ist man erst mal sprachlos! Da war es nun das große Ziel unserer
Reise. Man denkt SUPER' und SCHEI...' zu gleich. Stolz auf das
Erreichte und traurig, dass das Ende der Reise kurz bevorsteht. Aber genug der
trübsinnigen Gedanken. JETZ WIRD GEFEIERT. Wir quartierten uns im selben
Hotel wie Dag und Bente ein, und die Party konnte beginnen. Es wurde ein mords
Gaudi mit Cerveza, Computerspielen und einer großen Carrera-Autorennbahn.
So macht feiern Spaß. Und dann hieß es für uns, bis zum Ende
jeglicher Straßen nach Süden zu fahren. Es ging zum Ende der Ruta 3.
Auf den letzten Kilometern ist sie nur noch ein etwas breiterer Waldweg und
plötzlich endet sie vor einer Holztafel. Es geht wirklich nicht mehr
weiter. 10 Monate und 41449km lagen hinter uns. Und wir freuten uns auf das,
was noch kommt. Schließlich hieß es, noch ein paar Kilometer
nördlich zu fahren. Eine völlig neue Richtung, die uns auch noch viel
bieten sollte.
Am Ziel -
USHUAIA |
Der
südlichste Punkt der Reise |
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