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NEWS
Feb 2004:
Neue Berichte "Ushuaia- Bariloche" "Der lange Weg nach Hause" "Das Ende" eingefügt.
(mit Fotos)

Von Santiago nach Puerto Montt
Von Puerto Montt nach Ushuaia
Von Ushuaia nach Bariloche
Nun sollte es wieder in einsamere Gegenden gehen. Zuerst bewunderten wir die Fjorlandschaft Chiles und konnten dann ein paar Kilometer sogar mit alten Freunden geniesen. Dann folgten wir der Ruta 40 nach Süden und kamen so unserem Ziel immer näher. Und plöttzlich standen wir in Ushuaia..
Entlang der Fjorde nach Coihaique top
Wir verließen Puerto Montt auf der Ruta 7, die einige Kilometer südlicher nur noch Carretera Austral genannt wird. Nur wenige Kilometer hinter der Stadtgrenze verschwand der Asphalt, und die Piste schlängelte sich entlang der Fjorde. Genau, Fjorde. Diese gibt es auch im fernen Chile, und einige stehen denen in Norwegen um nichts nach. Eine Stunde Staubschlucken später erreichten wir die erste Fähre. Wir waren in der absoluten Nachsaison für diese Gegend unterwegs, und so war es kein Problem, ein Plätzchen auf dem kleinen Schiff zu bekommen. Viel später hätten wir hier auch nicht langfahren dürfen, denn nur eine Woche später hätten wir schwimmen oder die Strecke über die Insel Chiloe nehmen müssen. Wieder festen Boden unter den Füßen ging es weiter über eine tolle Schotterstraße ins kleine Fährdorf Hornopieren. Hier fanden wir Platz für unser Zelt bei einer netten Familie direkt am Fähranleger. Wir waren etwas schwer in die Gänge gekommen, wie so oft in letzter Zeit, und so war die Fähre für heute schon weg. Aber wir sind ja auf Reisen und nicht auf der Flucht. Den nächsten Tag verbrachten wir mit Relaxen in der Sonne. Am Nachmittag hieß es dann ab auf die Fähre und 4 Stunden Schiffsfahrt durch die chilenische Fjordwelt genießen. Es war herrlich. Wälder, schneebedeckte Gipfel und Delphine, welche uns ein Stück begleiteten.

Am Fähranleger in Hornopieren

Delphine beim Spiel mit unserer Fähre
Abends, es wurde schon dunkel und begann zu regnen, legten wir mitten im nirgendwo an. Von hieraus ging die Straße weiter nach Chaiten und Coihaique. Jedoch gab es ein Hotel und einen Zeltplatz. Diesen steuerten wir gleich an und auf dem dazugehörigen Parkplatz, der eigentliche Zeltplatz war nur über eine schmale Hängebrücke zu erreichen, sahen wir ein altbekanntes Motorrad. Chris Bright hatte schon Quartier bezogen. Nach dem Austausch der letzten Erlebnisse ging's ab in den Schlafsack. Am nächsten Morgen immer noch Regen. Bis jetzt waren wir vom Wetter verwöhnt worden, und wenn es mal mehr als nur ein paar Stunden regnete, wurden wir schon leicht nervös. Aber es zog uns trotzdem weiter gen Süden. Zu dritt fuhren wir die nächsten Tage nach Coihaique. Diese Strecke war sehr ereignisreich. Wunderschöne Natur und eine gute Piste machten das Wetter erträglich. Aber es litt die Konzentration bei mir, und so führte ein großer Ast, der auf die Straße ragte, fast zum Sturz. Er schlug bei etwa 60km/h in den Seitenkoffer ein. Aber wie durch ein Wunder gab es nur einen kurzen Wackler mit dem Motorrad und nichts weiter. Und auch die neue Benzinpumpe meldete sich wieder. Die Twin ging plötzlich aus. Jedoch war nur meine nicht so professionelle Stromverkablung daran schuld und damit kein wirkliches Problem. In Coihaique waren wir vom Regen echt genervt und durchgefroren. Als wir das Hostal sahen, welches uns von Reto und Carola empfohlen wurde, hob sich unsere Stimmung auf einen Schlag. Eine spanisches Pärchen hatte sich einen Traum von Holzhaus in die herrliche Natur gesetzt und von den reichlich Zimmern bekamen auch wir eins ab. Eigentlich wollten wir dort zelten, aber bei dem Wetter?! Im geräumigen Gemeinschaftsraum stand in der Mitte ein Holzofen, den wir sogleich in Beschlag nahmen, um alle unsere nassen Sachen zu trocknen. Auch Tini ihr Dauerzittern konnte der Ofen kurieren. Der nächste Tag wurde spontan zum Ruhetag ausgerufen, was uns wirklich gut tat.

Auf der Carretera Austral

Unser Hostal in Coihaique
Unterwegs mit Freunden top
Als es hieß, wieder aufzubrechen, machte sich bei Tini und mir spontane Faulheit breit und Chris zog alleine weiter. Ein Grund für uns war auch, dass demnächst Gary, Bente und Dag kommen müssten. Da sie nicht mehr weit hinter uns waren. Alsbald folgte auch eine Mail, die ihr Erscheinen ankündigte. Unser erster Abend zu fünft war eine tolle ausgelassene Runde, den Ofen in unserer Mitte. Ja, Motorradfahrer sind sehr wärmebedürftig. Wir schienen alle gut miteinander auszukommen und so war es beschlossene Sache, dass es die nächsten Kilometer zu fünft weiter ging. Die Carretera Austral führte uns weiter Richtung Süden. In Puerto Murta am Ufer des Lago General Carrera beschlossen wir, uns mal was zu gönnen. So mieteten wir für eine Nacht eine Hütte. Auch hier verbrachten wir einen super lustigen Abend mit gutem Essen und reichlich Cerveza, sowie Pisco. Dies ist ein Schnaps, der gut durchwärmt und wirklich billig zu haben ist. Diesen Abend werden wir so schnell nicht vergessen. Am westlichen Ende des Sees verließen wir die Carretera Austral und folgten einer kleinen Piste nach Chile Chico. Hier verbrachten wir unseren letzten Abend zu fünft, da Dag und Bente nicht die richtige Lust verspürten, die berüchtigte Ruta 40 zu fahren. Gary, Tini und ich wollten uns diesem Abenteuer jedoch stellen. So trennten sich kurz nach der Grenze zu Argentinien unsere Wege, aber nicht, ohne ein Treffen in Ushuaia zu vereinbaren.
 

Geselliges Nachtlager mit Freunden

Kurz vor der Argentinischen Grenze
Argentiniens Ruta 40 top
Die Ruta 40 begrüßte uns mit recht einfach zu fahrendem Schotter und auch der Wind war bei weitem nicht so, wie wir es von anderen Reisenden gehört hatten. Was wir jedoch als Wind empfanden, war keiner!!! Zumindest behaupteten dies die Einheimischen, und die müssen es ja wissen. So verstanden wir nun auch die vielen Horrorgeschichten über diese Piste. Denn auch ohne Wind war es schwer, auf ihr zu fahren. Die Argentinier bauen ihre Schotterpisten auf eine für Motorradfahrer unfreundliche Art und Weise. Viel grober Split wird verteilt und kaum verfestigt. So fahren die Autos Spuren aus, die fast völlig ohne Steine sind, jedoch rechts und links davon türmen sich Wälle aus Schotter. Dadurch heißt es kilometerlang immer in der Spur zu bleiben und ja nicht nach recht oder links abzukommen. Bei unseren leichten Winden um die 60 bis 100km/h war dies noch möglich, muss aber bei patagonischen Standardwind mit über 120km/h die Hölle sein. Deshalb ein guter Tipp, welchen die Heinheimischen bestätigen können: Der März hat den wenigsten Wind und den besten Blick auf die beeindruckende Bergwelt der Anden Patagoniens. Davon konnten wir uns auch bald überzeugen, denn wir steuerten den Fitz Roy an. Ein unter Bergsteigern beliebter Berg und auch für uns ein Augenschmaus. Die Piste dorthin ist eine Nebenroute der Ruta 40, welche zwar kaum losen Schotter aufweist, dafür gibt es viele in die Oberfläche eingefahrene Steine. Es war ein furchtbares Geholper. Schon aus größerer Entfernung konnten wir den Fitz Roy und das dazugehörige Bergmassiv bewundern. In El Chaiten, dem Dorf am Fuße des Fitz Roy-Massives, nahmen wir uns ein Zimmer in einer Jugendherberge. Den ganzen Abend verbrachten wir mit dem Fotografieren dieses gigantischen Berges. Am nächsten Morgen tauchte hinter dem Fitz Roy ein weiterer Berg auf, welcher für uns noch beeindruckender war. Es war der Cerro Torre. Eine Felsnadel, die trotz der steilen Wände komplett vereist ist und auf uns wie ein riesiger Geysir wirkte. Mit diesem Eindruck verließen wir El Chaiten, und wir fuhren nach El Calafate sowie dem Gletscher Perito Moreno. Der Perito Moreno ist ein Gletscherarm des gewaltigen Capo de Hielo Sur (südliches Eisfeld), welches das größte Gletschergebiet außerhalb der Polarzonen darstellt. Der Gletscher beeindruckt durch seine Ausmaße. Das Eis ragt bis zu 70m aus dem See, welchen er zuweilen in zwei Teile spaltet. Nach zwei Stunden Warten erlebten wir dann das Schauspiel abbrechender Eismassen. Unter viel Getöse und mit einer riesen Wasserfonthaine versanken gewaltige Eisblöcke im See, um dann als Eisberg davonzutreiben. Einfach Wahnsinn. Dieses Schauspiel muss man einfach gesehen haben.

Nachtlager inklusive Windschutz in Patagonien

Patagonische Schotterstrasse

Fitz Roy-Masiv mit Cerro Torre


Kalbender "Perito Moreno"

Das Ziel rückt näher top
Und weiter trugen uns endlos scheinende Schotterpisten unaufhörlich nach Süden. Unser nächstes Ziel war der "Torres del Paine" NP. Dieses Felsmassiv fasziniert durch seine Schroffheit. Leider hatten wir hier Pech mit dem Wetter, und so gab es nicht viel davon zu sehen. Und auch unsere geplante Wanderung viel buchstäblich ins Wasser. Aber man kann halt nicht alles haben. Dennoch verbrachten wir dort einen schönen Abend zu dritt am Lagerfeuer und die Piscoflasche kreiste, um uns auch von innen zu wärmen. Der Regen blieb und wir zogen weiter. In Puerto Natales fanden wir ein nettes Hostal zu unschlagbarem Preis. Es war schließlich Nachsaison, und so beinhaltete der Preis neben einen Frühstück auch ein ausgiebiges Abendessen. Solche Adressen scheinen sich unter Bikern herumzusprechen. So war auch schon Chris, ein Schweizer mit einer DR600 als fahrbarem Untersatz, hier. Wo wir auch hinkamen, die Schweizer waren schon da! Das kleine Völkchen bringt eine Unmenge von Travellern hervor. Wie machen die das bloß? Chris war ein netter und lustiger Geselle. So wurde das Zimmer von Gary zur Partyhöhle und wir gingen sehr spät, bzw. früh zu Bett. Chris hatte viele Anekdoten zu erzählen. Schließlich war er früher einer derjenigen, über die wir uns nur wundern konnten. Ein Fahrradfahrer im stürmischen Patagonien. Aber als er die Möglichkeit hatte, ein Mopped zu kaufen, machte er seinem Heldendasein ein Ende. Für uns hieß es nun noch mal Gas geben. Von Dag und Bente hatten wir per Mail erfahren, dass sie in Ushuaia schon tüchtig am feiern waren. Da wollten wir natürlich nicht fehlen. Also fuhren wir die Strecke von Puerto Natales nach Ushuaia in 2 Tagen. Eigentlich beklopft, aber zu unserer Verteidigung kann man sagen, so viel gab es auch nicht zu sehen. Überwiegend nur flaches Land. Allerdings auch unsere schlimmste Fahrt auf einer Dreckpiste. Nein, sie war nicht besonders schwer zu fahren. Man konnte schon ordentlich Gas geben, vorrausgesetzt man sah was. Denn eingekeilt zwischen LKW's und PKW's ging die Sicht leicht gegen Null. Solange Wind da war, war alles OK. Aber zwischen Rio Grande und Ushuaia verließ uns auch die letzte leichte Brise. Jedoch war es nicht möglich, aus der Fahrzeugumklammerung zu entkommen. Denn wir waren uns nicht sicher, ob der 40-Tonner hinter uns mitbekommt, dass wir anhalten. Das war uns bei 70km/h dann doch zu gefährlich. Und so ging es im Blindflug weiter.

Blick auf die "Torres del Paine"

Tini, Gary und PISCO
Ushuaia top
Nun erreichten wir also Ushuaia. Von der südlichsten Stadt der Welt hatten wir schon viel gehört. Aber keiner kann wahrscheinlich den Moment beschreiben, wenn man nach etwa 41000km plötzlich am Ende der Welt steht. Und auch die Einheimischen scheinen zu wissen, was man geleistet hat. So kamen uns zwei Jugendliche entgegen und reckten den Daumen zum Zeichen der Anerkennung hoch. Da ist man erst mal sprachlos! Da war es nun das große Ziel unserer Reise. Man denkt ‚SUPER' und ‚SCHEI...' zu gleich. Stolz auf das Erreichte und traurig, dass das Ende der Reise kurz bevorsteht. Aber genug der trübsinnigen Gedanken. JETZ WIRD GEFEIERT. Wir quartierten uns im selben Hotel wie Dag und Bente ein, und die Party konnte beginnen. Es wurde ein mords Gaudi mit Cerveza, Computerspielen und einer großen Carrera-Autorennbahn. So macht feiern Spaß. Und dann hieß es für uns, bis zum Ende jeglicher Straßen nach Süden zu fahren. Es ging zum Ende der Ruta 3. Auf den letzten Kilometern ist sie nur noch ein etwas breiterer Waldweg und plötzlich endet sie vor einer Holztafel. Es geht wirklich nicht mehr weiter. 10 Monate und 41449km lagen hinter uns. Und wir freuten uns auf das, was noch kommt. Schließlich hieß es, noch ein paar Kilometer nördlich zu fahren. Eine völlig neue Richtung, die uns auch noch viel bieten sollte.

Am Ziel - USHUAIA

Der südlichste Punkt der Reise
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